RE: Moin ins Schwabenländle - 2

Zitat von Flat-Twin

---

Kehrwoche ...

---

Moin Christian,

Du, als unser Mann im fernen Süden, könntest doch eigentlich mal was für die norddeutsch-schwäbische Freundschaft tun und auch für uns Nordlicher verständlich erläutern, um was es sich dabei wirklich handelt.

Ethnologisch interessierte Grüße,

Christiane

Nee, das is die KARWOCHE

Christiane,

welche moinsch?

D'kloine odr d'grauße Kärwoch?

Hier das, was Wikipedia hierzu sagt:

Schwäbische Kehrwoche
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kehrwoche)

Die schwäbisch/alemannische Kehrwoche beruht auf einer Vielzahl von Erlassen, die seit Ende des 15. Jahrhunderts in Württemberg herausgekommen sind, um die Menschen zu Ordnung und Sauberkeit im häuslichen Umfeld anzuhalten.

So stand im Stuttgarter Stadtrecht von 1492:

"Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, (...) jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrath jede Nacht an den Bach tragen".
In der Folge gab es diverse "Gassensäuberungs-Ordnungen", die die Frequenz der erforderlichen Reinigung und die Art der Durchführung genauer regelten.

Gewöhnlich ist in Schwaben und Baden noch heute im Mietvertrag geregelt, welche Partei wann den Gehsteig zu fegen, den Winterdienst zu übernehmen und das Treppenhaus zu putzen hat. Noch heute gibt es in Miethäusern ein Schild mit der Fettdruckaufschrift Kehrwoche, das an der Wohnungstür des jeweils für die Kehrwoche zuständigen Mieters aufzuhängen ist. Hierdurch hat der Hausverwalter jederzeit den Überblick, wen er bei Mängeln in der Reinigung ansprechen muss.

Unterschieden wird zudem zwischen einer kleinen Kehrwoche, welche das Putzen des Flur und Treppenhauses zwischen Wohnungen auf einem Stockwerk regelt und der großen Kehrwoche, mit welcher das Säubern des Trottoirs bezeichnet wird.

In der Zeit zwischen 1871 und 1918, als auch Elsass-Lothringen zum Deutschen Reich gehörte, versuchte man, die schwäbische Kehrwoche auch hier zu etablieren. Deshalb werden im Elsass heute noch deutsche oder vermeintlich deutsche Eigenarten scherzhaft oder abwertend als "Schwabenzeug" bezeichnet.

Danke Detlef, für die theoretischen Erläuterungen. Allerdings bin ich mehr an den Ausführungsmodalitäten interessiert. Meine Frage stellte ich natürlich nicht ohne Grund, denn darüber habe ich schon wahre Horrorgeschichten gehört. Immer schön auf den Plan achten? Und so kären, dass die Nachbarn es auch wirklich sehen? Einer passt auf den anderen auf?

Für 'nen fast echten Fischkopp wie mich (ich bin nur aus Versehen in OWL geboren, sonst wäre ich Bremerin, was wiederum andere Vorurteile nach sich ziehen würde) ist es fast unvorstellbar, was es heute noch mit der Kärwoch auf sich hat.

Du bist doch auch, wie Christian, zugereist in Schwaben, wie kommst Du denn damit klar?

Erzählt mal mehr von zuhause, bitte.

Grüße ausser Hansestadt,

Christiane

In den letzten 15 Jahren, liebe Christiane, bewohnte ich eine DHH; dadurch waren die Gesetze der Kärwoch auf mich und mein damaliges familiäres Umfeld nicht anzuwenden.

Seit ich ohne dieses Umfeld und nunmehr Mieter einer Zweizimmerwohnung bin, muß ich mich mit dieser Problemlage wieder auseinandersetzen. GSD wohnen in meinem Haus KOINE Schwoba, so dass die Empfindlichkeit und die Kontrollwut meiner Mitbewohner gar sehr niedrig sind, weil es ihnen selbst zugute kommt, da wir doch schon mal einen zeitlichen Versatz von bis zu 8 Tagen in der Ausführung der Kärwoch haben. Insofern kann ich damit leben. Auch sind die Umstände zum Kehren und Wischen relativ geschmeidig, da ich nur einen kleinen Treppenabschnitt zu pflegen habe. Der Keller bleibt außen vor, was durchaus unüblich ist, und das Gehsteigkehren überlasse ich dem Wind. Lediglich im Winter muß man ab und an alte Menschen bergen, die sich auf dem mangels Schneeentfernen doch stellenweise spiegelglatten Gehsteig bei Stürzen die Knochen gebrochen haben.

Jedes Jahr zum Almabtrieb bin ich in Urlaub; es haben dann meine Kehrwochen-Vertreter die Gelegenheit, die Kuhscheiße zu entfernen.

Im Eingangsbereich vor dem Haus zertrete ich gern auch mal eine Kalbsleberwurst; die freilaufenden Dorfköter sorgen dann relativ regelmäßig für blitzblanken Boden vor der Haustüre.

Leider konnte ich Dir kein repräsentatives Bild eines Kärwoch-geplagten Wahlschwaben aufzeigen; vielleicht gibt es hier im Forum den einen oder anderen, der sein Leid besser darstellen kann.

Derzeit arbeite ich an einem Modell, den betroffenen Mietern bzw. Eigentümern von Teileigentumsrechten mit Sondereigentum ihre Kehrwoche abzunehmen. Ich bekomme 20 Euro für eine Kehrwoche, und eine Reinigungsfachkraft übernimmt dann diesen Job und bekommt von mir dafür 24 Euro. Von den 4 Euro Gewinn kann ich, wenn ich genügend Kehrwochen und Reinigungsfachkräfte zusammen habe, auch mal wieder einen schönen Urlaub machen

Gell, mir Schwoba und Wahlschwaben sen hald scho gscheide Leid...

Grüßle

Detlef

Zitat von Detlef

---

Von den 4 Euro Gewinn kann ich... auch mal wieder einen schönen Urlaub machen

Gell, mir Schwoba und Wahlschwaben sen hald scho gscheide Leid...

---

Ich bin wieder mal stark beeindruckt!

Zitat von Detlef

---

...Kalbsleberwurst...

---

So outen sich die Nichtschwoba...

Ordentliche Köter schlabbern auch andere ordinäre undefinierbare Läääberwurschd sauber vom Bürgersteig. Von zubereiteten Kutteln süßsauer nehmen sie angewidert Abstand.

Bist Du dort eigentlich schon eingebürgert odrrr besteht noch Hoffnung auf Rettung?

N8,

dein Nordie

Christiane

nichtschwaben werden nie aufgenommen, nur geduldet


und zur Kehrwoche;
es gibt leute in mehrfamilienhäuser, die absichtlich federn oder haare
auf die treppe legen um nur zu überprüfen, ob der nachbar seiner
pflicht nachgegangen ist .............

das kehren auf der strasse bzw. dem gehweg (bordstein) dient der
nachbarschaftlichen kommunikation.

Zitat von Maze

---

und zur Kehrwoche;
es gibt leute in mehrfamilienhäuser, die absichtlich federn oder haare
auf die treppe legen um nur zu überprüfen, ob der nachbar seiner
pflicht nachgegangen ist .............

---

Siehst Du, Maze, das sind genau die Insider-Informationen, die ich erhofft hatte! ;)

tips zur kontrolle habe ich zu genüge

Zitat von Maze

---

tips zur kontrolle habe ich zu genüge

---

Auja, kannste Himmelfahrt ja mal aus dem Nähkäschdle plaudern!

Christian

würde bei mir nicht durchgehen. Ich machte seinerzeit Kontrollgänge,
prüfte Besen + "Kutterschaufel" sowie den Eimer. Vorher hatte ich
natürlich Schuhabdrücke auf der Treppe markiert ..........