RE: Dolos mal wieder... - 2

Ich hab's versprochen. ;)

Teil 3: Dienstag, 4. Juli

Der Dienstag Morgen begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und einem Frühstücksbuffet, das seinesgleichen sucht. Jetzt wird mir klar: Hier übernachten Sportler. Die brauchen morgens vitaminreiche Kraftnahrung. Weil meine Kumpels noch nicht da sind habe ich Zeit, die Fülle zu begutachten. Frische Früchte und Gemüse, in mundgerechte Häppchen vorbereitet, angemachte Quarks und Salate, Wurst und Käseplatten, die diesen Namen auch verdienen, von dem ganzen Körnerfutter und Süßkram mal ganz abgesehen. Nicht genug damit. Kaum sitze ich an dem uns zugedachten Tisch erscheint ein hübscher junger Österreicher mit einer riesigen Eisenpfanne, darin Speck und Spiegeleier für ungefähr sechs Leute. "Mit schönen Grüßen von der Scheffin. Ihr seid's doch Moppedfahrer. Da braucht's Ihr was Kräftiges zum Frühstück." Meine sonst hungrigen Franken verweigern die herzhafte Nahrungsaufnahme zu dieser Tageszeit, ich lange aber ordentlich zu, schon, um die nette Wirtin nicht zu enttäuschen.

Endlich geht es los zum Großglockner. Als wir an der Mautstelle stehen, wird mir bewusst, dass ich auf diesen Moment gewartet habe, seit ich weiß, dass wir hier lang fahren wollen. Allein, die vielen Erzählungen und Bilder, an die ich mich erinnere, werden von der beeindruckenden Kulisse in den Schatten gestellt. Es kribbelt im Bauch, als ich die Backels im Tankrucksack verstaue und wir weiter fahren. Dann kommt nur noch Fahren, Sehen und Fühlen.





Uns kommen einige Oldtimer von oben entgegen. Bei einem Parkplatz stehen sie dann. Halt, Stopp! Das müssen wir uns ansehen. Es ist eine Gruppe Engländer, die ihre jährliche Ausfahrt in die Alpen macht, wie Klaus bei einem Klönschnack rauskriegt.











Wir setzen unseren Weg fort und machen gleich wieder Halt an der Edelweißspitze. Ziemlich eng dort die Kehren, etwas feucht ist es auf dem Granitpflaster auch. Verdammt, muss man mit dem Gelenkbus weit ausholen, was ich besonders in den Rechtskehren unangenehm finde. Aber geht doch alles, wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffe. Oben angekommen erst mal durchschnaufen. Das Panorama, obwohl leicht bewölkt, entschädigt mich. An den Weg runter denke ich erstmal nicht, wer rauf kommt...





Dabei fällt mir ein Spruch ein, den mein Kollege Uwe, langjähriger stolzer Besitzer zweier Teileträger XS 1100, heute morgen beim Frühstück zum Besten gab, als wir über den Urlaub sprachen. "BMW, das kleine Wunder. Fährt Berge rauf wie andere runter." Kollege Gunter, seines Zeichens gelernter Klappersaki(sagt er selber, steht auch auf seinen Motordeckeln)-Kratt-Meister, weiß es besser: "Neenee, das heißt 'Schieb Berge hoch, roll wieder runter.'" Jaja. Pah, die können uns doch gar nicht meinen, nie nich!

Wir machen uns wieder auf den Weg. Durch zum Teil dichte Wolkenfelder geht es weiter Richtung Staller Sattel. Vorher noch in AT tanken, da fällt Klaus ein, dass wir unbedingt noch in einem Lokal, in dem er mal hervorragenden Hirschbraten gegessen hat, einkehren wollen. Daran kann er sich noch gut erinnern, schwärmt er. Ach nee... Das Lokal hat er offensichlich mit Bedacht gewählt, auch wenn wir unter anderem der Wärme wegen auf den Braten verzichten. Fällt Euch was auf?



Am Staller Sattel kommen wir natürlich kurz nach der offenen Viertelstunde an. Interessant zu beobachten, wer von der Gegenseite als erstes oben erscheint: zwei Allgäuer, eine K/RS und, man glaubt es kaum, eine LT. Danach kommt eine Weile nichts, dann erst die Bunten. Bravo, Jungs! Die Wartezeit wird nicht langweilig, zumal sich die inzwischen eingetrudelten Mitfahrer langsam zur Abfahrt vor den D*sen postieren. Die ebenfalls wartende zweirädrige Rennleitung bleibt glücklicherweise auf dem Parkplatz, die nehmen wohl den nächsten Turn. Ich guck Klaus an, wo er bleibt, er winkt ab und meint: "Fahr nur." Hinter mir zwei RTs mit knirschenden Zähnen, da hat er keine Lust, sich einzureihen. Man kennt seine Pappenheimer. Kann ich verstehen, überholen ist nicht so der Hit auf dem Stück. Tja, von der Poleposition gestartet merke ich in den ersten zwei Kehren, dass die Herren Wohnküchenfahrer es wissen wollen, man hört gequälte Boxer, und dreh ein bisschen. Ich hab dann unten etwas gewartet, bis sie kommen.





Den Rest des Nachmittags verbringen wir auf dem Passo di Furcia, Kaffee trinkender Weise in Arraba, vergnügen uns auf dem Pordoi und fahren via Canazei über die elend langweilige Sp232 Richtung Trento. Einen kleinen Abstecher zum Manghen blenden wir noch ein, das ist aber leider der falsche Weg, bevor wir ab dem Lago de Stramentizza die reizvolle Ss612 an den Hängen des Trentino entlang kurven. Nicht mehr rauf und runter, nur immer um die Berge drum rum. Sehr zu empfehlen! Langsam wird es Zeit, sich nach einem Quartier um zu sehen, es ist schon wieder 17.00 Uhr und wir wollten doch heute mal nicht so spät... In Grumo, denken wir, finden wir was, aber da gibt es kein Hotel, wie uns die versammelte Einwohnerschaft auf der Piazza versichert. Also weiter Richtung Trento. In Cembra, 30km davor, sehen wir ein Schild "Hotel Europa". In der Seitenstraße finden wir es, sieht ansprechend aus, 43€ HP ist ok, ist ja ein mit drei von wem auch immer vergebenen Sternen ausgezeichnetes Haus, Speisekarte sieht lecker aus, außerdem ist es schon 18.00 Uhr und nachher ist das Spiel Italien-Deutschland.

Die Essensgeschichte mit der "pacemaker group", einer 30-köpfigen Gruppe alter Damen (65 bis 89, im Durchschnitt 75) und zwei bis drei alten dazugehörigen unauffälligen Herren, die gleichzeitig mit uns den Speisesaal entern, einen intensiven Geruch nach Haarspray und italienischem Tosca verbreitend, die genau wie wir flugs abgefüttert werden, erspare ich uns. Essen à la carte is nich, wird uns kategorisch mitgeteilt. Satt sind wir trotzdem geworden.

Der Abend wird noch sehr kurzweilig, weil die Leiterin der Gruppe, Serafina (70) und sechs mutige Mitstreiterinnen sich draußen zu uns setzen während das italienische Hotelpersonal samt Anhang in der Lobby Fußball guckt. Uns reicht es, deren Begeisterungsschreie zu hören und ab und zu, während wir unsere Getränke besorgen, mal einen Blick auf das Elend zu werfen. Serafina und die übrigen Damen überlegen intensiv, wie wohl unsere familiären Verhältnisse sein könnten und warum Klaus mit zwei Frauen unterwegs ist. Wir unterstützen ihre Bemühungen mit selbstverständlich ernsthaften hilfreichen Hinweisen, die die Ladies nur noch mehr verwirren. Das Chaos wird komplett, nachdem sie sich geeinigt haben, dass ich Klaus' Frau sei und Christine mit reist, er aber sagt, er würde mit Christine nächtigen. Dass wir alle drei auch noch unterschiedliche Wohnsitze haben, was wir anhand unserer Personalausweise verifizieren müssen, haut sie vollends um. Widerstrebend nehmen sie zur Kenntnis, dass ein Paar und eine einzelne Frau "allein auf sooo einem großen Motorrad" unterwegs sein können. Auf das darauf von Serafina folgende äußerst fürsorgliche Vermittlungsangebot, mich mit einem ihrer Hiwis, vermutlich dem Busfahrer, einem mittelalten venezianischen Gastarbeiter, der den ganzen Abend um uns rum lungert, zu verkuppeln, von ihr diskret für Hörgeschädigte vorgetragen: "Dann schläfst Du eben mit ihm!", habe ich lieber verzichtet und bin kurz nach den anderen in die Falle verschwunden. Nächstes Jahr fahre ich nach Esperanto.
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Noch mehr?

Christiane

wie war nochmals der name des lokals vor dem staller sattel ?

Zitat von Maze

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wie war nochmals der name des lokals vor dem staller sattel ?

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Maze,

Treffer, versenkt!

LG, Christiane

Zitat von kasinoteam

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er sollte nur noch lernen reh- von hirschbraten zu unterscheiden

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Hach, ist das schön, mein Co. versteht mich...

Zitat

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und du solltest besser auf alte weiber hören :P

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Liebling, der halbwüchsige Macker war dental und mental "disabled". Sonst immer gern...

Servus,

Chrissie

Übrigens, der geneigte Leser möge es zur Kenntnis nehmen:

Die "pacemaker group" habe ich mir nicht ausgedacht, sie haben sich selber so bezeichnet. Die Damen hatten alle Herzschrittmacher und waren in dem Hotel zu einer sechswöchigen privaten Reha. Das machen sie jedes Jahr so, erzählten sie.

Mein lieber Mann, wenn wir in dem Alter noch so gut beieinander und pfiffig sind, können wir froh sein.

Hat allen Beteiligten riesig Spass gemacht, zu Blödeln. Bis heute weiß ich noch nicht, ob Serafina es wirklich nicht geheckt hat oder ob sie uns nur auf den Arm nehmen wollte.

Zitat von Detlef

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sag ich doch!

Zitat von blackboGSer

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Jetzt die ehrliche Ausführung: Mein A.... drohte schon in Fetzen zu hängen vom vielen Fahren.

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Das kommt mir irgendwie seeehr bekannt vor...

Zitat

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Wir haben einfach ein geiles Hobby :D
Nochwas. Wir sind auch ein geiler Haufen.

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Kleiner, in beiden Fällen gebe ich Dir uneingeschränkt Recht!

Wenn wir doch nur nicht so weit verstreut wohnen würden!

Zitat von blackboGSer

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Chris is auch noch wach, klar genug

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Ralle, caro, immer, weißt Du doch!

Gerade vorhin dachte ich an die alten Zeiten, als wir hier bis in die Puppen gequatscht haben...

Zitat

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Mein Chris feiert gerade seinen 19. , schöne Party.
Is noch nicht lange her, da hielt ich Ihn im Krankenhaus auf dem Arm. Jetzt könnte er mich halten.
Wo ist nur die Zeit geblieben, grübel, grübel.

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Glückwunsch an Deinen Sohn und weiterhin ne nette Paady!

Er könnte Dich halten?

Wie groß darf ich ihn mir vorstellen?

Schöne Grüße an Sunny!

Chrissie